Apparative Therapie
Was ist rTMS?
Bei der rTMS handelt es sich um ein physikalisches Behandlungsverfahren zur Therapie unterschiedlicher neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen. In unserer Praxis wird die rTMS primär zur Behandlung von Depressionen eingesetzt und mit einer täglichen psychotherapeutischen Kurzintervention kombiniert. Dabei werden gezielt Teile der Großhirnrinde (Cortex) mit einem Magnetfeld stimuliert. Die Behandlung wird über mehrere Wochen einmal täglich durchgeführt und dauert jeweils nur wenige Minuten.
Durch die Magnetfeldstimulation kommt es zur Depolarisation von Nervenzellen. Angrenzende Cortexabschnitte und auch tiefer liegende Hirnareale reagieren in der Folge ebenfalls mit. Die Patientin / der Patient selber merkt während der Behandlung von dieser Depolarisation nichts. Die Effekte entfalten sich erst im Laufe von Tagen und Wochen. Bezüglich des genauen Wirkmechanismus ist aktuell noch wenig bekannt. Die Wirksamkeit hingegen wurde in den letzten 20 Jahren sehr gut untersucht. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass die rTMS bei regelmäßiger Anwendung, z. B. über 6 Wochen, zu einer nachhaltigen Verbesserung zahlreicher neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen, insbesondere der Depression führt.
Wir wirksam ist die rTMS?
Um die Wirksamkeit der rTMS zu untersuchen, wurden in der Vergangenheit zahlreiche placebokontrollierte Studien durchgeführt. In einer Metaanalyse von 174 Studien mit insgesamt 7905 Patienten mit Depressionen war die Magnetstimulation des linken Frontallappens im Vergleich mit einer Placebostimulation hoch signifikant wirksam [Kan RLD et al. Lancet Psychiatry, 2023].
Welche Rolle spielte die rTMS in der Behandlung depressiver Störungen?
Depressive Störungen können in Abhängigkeit vom Schweregrad mit Psychotherapie und medikamentös (zumeist mit Antidepressiva) behandelt werden. Bei schweren depressiven Störungen sollte beide Verfahren kombiniert werden. Wirken diese Verfahren nicht oder nicht ausreichend, kann die rTMS zusätzlich eingesetzt werden [Nationale Versorgungsleitlinie „Unipolare Depressionen“ 09/2022]. Trotz der wissenschaftlich gut belegten, ausgezeichneten Wirksamkeit bei gleichzeitig exzellenter Verträglichkeit ist dieses Verfahren in der Bundesrepublik Deutschland wenig verbreitet und wird im ambulanten Sektor kaum eingesetzt. Ursächlich ist sicherlich die Tatsache, dass die gesetzlichen Krankenversicherungen (im Gegensatz zu den meisten privaten Versicherern) diese Behandlung nicht vergüten, was die Anschaffung der sehr kostspieligen Geräte für die meisten Praxen nicht rentabel macht. In vielen anderen Ländern, z. B. in den USA, stellt die rTMS inzwischen eine Standardbehandlung depressiver Erkrankungen dar.
Welche Nebenwirkungen hat die rTMS?
Grundsätzlich ist die rTMS ausgezeichnet verträglich.
Während der wenige Minuten andauernden Stimulation können kurzfristig Kopfschmerzen auftreten. Diese können bei einigen Patienten auch nach Ende der Stimulation anhalten. Die Kopfschmerzen sind im Allgemeinen nur leicht und sprechen, falls sie sehr belästigend sein sollten, auf normale Schmerzmittel gut an.
Leichtes Unwohlsein oder leichte Schwindelgefühle treten nur selten auf und verschwinden im Allgemeinen nach einigen Anwendungen spontan.
Theoretisch kann unter der rTMS-Behandlung ein epileptischer Anfall auftreten, diese Nebenwirkung ist jedoch extrem selten, könnten in unserer Praxis aber sofort effektiv behandelt werden.
Wer darf nicht mit der rTMS behandelt werden?
Die rTMS ist gut verträglich. Echte Kontraindikationen sind daher selten. Grundsätzlich kann das Magnetfeld in den Schädel implantierte Geräte, wie Cochleaimplantate oder Hirnschrittmacher beschädigen. Tattoos mit metallhaltigen Farben im Kopfbereich können selten Probleme verursachen.
Implantierbare Geräte, die an anderen Stellen des Körpers eingesetzt sind (z. B. Herzschrittmacher) stellen lediglich „relative“ Kontraindikationen dar. Es muss vermieden werden, dass die Magnetspule nahe an den Herzschrittmacher herangeführt wird.
Das Vorliegen einer Epilepsie ist ebenfalls als relative Kontraindikation anzusehen, obgleich das Risiko einer Anfallsauslösung durch die Behandlung extrem gering ist.
Smartphone, Armbanduhren, EC-Karten und andere elektronische Geräte sollten vor Beginn der Behandlung abgelegt werden, da das Magnetfeld diese beschädigen kann.
Das Gerät ist für die Behandlung Schwangerer nicht zugelassen. Es gibt jedoch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen, die eine gute Verträglichkeit der rTMS auch in der Schwangerschaft und Stillzeit nahelegen.
Wie lange dauert eine rTMS-Behandlung?
Für die erste Therapiesitzung planen Sie bitte eine gute Stunde ein, da wir vor der ersten rTMS-Behandlung ihre individuelle Magnetfelddosis und den genauen Stimulationsort auf der Schädeloberfläche bestimmen müssen. Alle weiteren Behandlungssitzungen dauern inklusive Vor- und Nachbereitung und einer tägliche psychotherapeutischen Kurzintervention jeweils 10-20 Minuten. Im Allgemeinen führen wir die Behandlung 5 x/Woche durch (montags bis freitags). Die Therapie sollte jeweils ungefähr zur selben Tageszeit stattfinden.
Nach welcher Zeit ist mit einer Besserung durch die rTMS zu rechnen?
Wie jede antidepressive Behandlung braucht auch die rTMS einige Wochen Zeit, bis sie ihre Wirkung entfaltet. In den ersten 14 Tagen tut sich häufig wenig, manchmal ergeben sich sogar vorübergehend leichte Verschlechterungen. Die volle Wirkung entfaltet sich zumeist nach 4-6 Wochen.
Wie lange hält die Wirkung der rTMS-Behandlung an?
Die positiven Veränderungen durch die rTMS sind nachhaltig. In der Mehrzahl der wissenschaftlichen Studien war eine positive Wirkung auch nach 6 bzw. 12 Monaten nachweisbar. Bei depressiven Episoden reicht dies häufig aus, um den Patienten in die vollständige Genesung zu führen. Prinzipiell ist aber eine „Auffrischung“ mit 5 oder 10 weiteren Sitzungen nach einigen Monaten problemlos möglich.
Kann man die rTMS mit anderen Depressionsbehandlungen kombinieren?
Die Kombination mit einer medikamentösen Therapie ist häufig sinnvoll. Eine Kombination aus rTMS und psychotherapeutischer Behandlung kann die Wirksamkeit beider Verfahren sogar verstärken, da die rTMS die Neuroplastizität des Gehirns erhöht.
Wie wird der Behandlungserfolg der rTMS überprüft?
Vor, während und nach dem 6-wöchigen rTMS-Behandlungszyklus werden sie von ihrer behandelnden Ärztin oder ihrem behandelnden Arzt regelmäßig untersucht und befragt. Zudem füllen Sie regelmäßig (in der Regel alle 2 Wochen) einen Fragebogen aus, der das Ausmaß der Depression quantifiziert.
Was kostet die rTMS-Behandlung?
Die Behandlungskosten liegen bei einer 6-wöchigen Therapie bei etwas über 4400 EURO. In der Regel übernehmen nur private Krankenversicherer die Kosten.

Behandlung mit der transkraniellen Magnetstimulation
Die Magnetspule wird auf den linken Frontallappen des Gehirns ausgerichtet. Die Therapiedauer beträgt täglich ca. 3 Minuten und wird mit einer täglichen psychotherapeutischen Kurzintervention kombiniert. Die gesamte Therapie erstreckt sich über etwa 6 Wochen.